Über unseren Fördertopf haben wir unser Mitglied Janan finanziell bei seinem Auslandsaufenthalt in Tel Aviv unterstützt. Für die WINet-Mitglieder hat Janan seine Erfahrungen in einem kleinen Bericht zusammengefasst:
Kurz vor Abschluss meines Masters entschied ich mich dazu noch ein Auslandspraktikum zu absolvieren. Die Wahl fiel dabei auf eine Stelle in einem israelischen Startup. Israel ist bekannt als die Startup-Nation schlechthin und über ein Programm der deutsch-israelischen Handelskammer gibt es die Möglichkeit ohne hohen Bürokratieaufwand einen Platz bei einem der Partner-Startups zu bekommen.
Mein erstes und einziges Bewerbungsgespräch für die Stelle dauerte ganze 15 Minuten und nach einer kleinen Coding-Hausaufgabe gab es einen Tag später auch schon die Zusage. Selbst bei wenig Vorerfahrung ist es bei Startups hier üblich, direkt von Anfang an sehr viel Verantwortung übertragen zu bekommen. So durfte ich in meinem ersten Projekt schon ein Analysetool entwickeln, das heute von einem Großteil der Mitarbeiter verwendet wird. Gerade zu Beginn des Praktikums ist man etwas auf sich allein gestellt, jedoch ist die Lernkurve dafür umso steiler. Falls man mal nicht weiterkommt, gibt es aber auch immer gut gelaunte Arbeitskollegen, die einem mit Rat und Tat zur Seite stehen. In Israel ist man grundsätzlich sehr direkt. Das merkt man z.B. auch beim Feedback. Umgekehrt fühlt sich aber auch keiner auf den Schlips getreten, wenn man seine eigenen Meinung kundtut. Umherschweifen und nicht zum Punkt kommen wird eher als lästig empfunden.
Eine 50-60/h Woche ist in Tech-Startups normal. Als Praktikant aus dem Ausland konnte ich mir aber öfter frei nehmen, sodass ich trotz des hohen Arbeitspensums ohne Probleme das ganze Land bereisen konnte. Israel ist so groß wie Hessen und am Wochenende ist man schon in einer Stunde in Jerusalem, in zwei Stunden am See von Galilei oder am Toten Meer und in vier Stunden im Süden in Mitzpe Ramon oder Eilat. Gerade der Süden mit der Wüste ist zu empfehlen (perfekt zum Campen und Sterne beobachten), da man solch eine Umgebung in Europa nicht vorfindet.
Das Leben in Tel-Aviv lässt sich sehr gut mit dem in Berlin vergleichen. Zwar hat die Stadt nur 500.000 Einwohner, jedoch sind diese größtenteils draußen in den Bars, Cafés und Restaurants, wodurch man den Eindruck erhält, dass die Stadt viel grösser wäre. Die Ausgehkultur ist in der Stadt grundsätzlich sehr stark ausgeprägt und wenn man sich nicht in den besagten Lokalitäten aufhält, trifft man sich oft am Strand bei eine Runde Beachvolleyball. Außerdem bietet die Stadt viele Museen und kleine Galerien, die man unter der Woche erkunden kann. Etwas gewöhnungsbedürftig ist auf jeden Fall der Verkehr. Nichtsdestotrotz kommt man in guter Münster-Manier überall leicht mit dem Fahrrad hin.
Tel-Aviv ist aktuell die teuerste Stadt der Welt. Eine monatliche Förderung des DAAD hilft den Aufenthalt zu finanzieren, ist aber derzeit noch nicht an den rapiden angestiegenen Wert des Schekels angepasst. Umso mehr bin ich dem WINET dankbar durch seine Förderung, mein Praktikum dort ermöglicht zu haben. Die Zeit im Startup sowie mit dem Menschen vor Ort war definitiv eine einmalige Erfahrung, die ich jedem nur ans Herz legen kann.
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